Montag, 27. Oktober 2014

Ein ehrenwertes Haus

Heute war es soweit!
Ich durfte, wieder einmal, am eigenen Leib erfahren, wie ungeschickt manche Menschen sind!
Wie unsicher gegenüber anderen Lebensformen, als der eigenen, agiert wird.
Anstatt auf andere Menschen zu zu gehen, werden sofort, und in diesem Fall, öffentliche Ämter eingeschaltet.
Konkret erhielt ich heute einen Anruf von der Kinder-und Jugendwohlfahrt, die mir mitteilte, dass sie, ärgerlicherweise anonym, eine Anzeige erhalten hätten.
Die Nachbarschaft mache sich Sorgen weil
● meine Kinder nicht zur Schule gehen
● ich 8 Kinder habe, das Jüngste gerade geboren, das sei doch nicht zu schaffen!
● und deshalb wohl auch schlimme hygienische Zustaende herrschen müssen.

Leider musste ich daraufhin lachen und konnte auch am andern Ende ein kleines Schmunzeln vernehmen.
Die sehr freundliche Dame vom Amt meinte, das solche Anzeigen meistens dort vorkommen, wo andere und neue Wege gegangen werden.

Ich teilte der Ordnung halber mit, dass ich mir keiner "Zustände" bewusst bin und jeder gerne in mein Haus kommen darf! Ich freue mich über Besuch jeder Art.

Ehrlicherweise bin ich ein bischen enttäuscht, das die anzeigende, anonyme Dame ihre Bedenken nicht direkt mir gegen über geäussert hat, denn da wäre sicher ein generationsübergreifendes Gespräch entstanden, welches für alle Beteiligten sicherlich lehrreich gewesen wäre!

So bleibt mir nun abzuwarten, ob das die Kinder-und Jugendwohlfahrt meiner Einladung nachkommt.

Donnerstag, 23. Oktober 2014

Unser Weg - Zusammengefasst


Bei unseren Kindern haben wir eigentlich alles anders gemacht, als der Rest unseres Umfeldes:
  • Hausgeburten im Kreise der Geschwister
  • Ich habe sie gestillt, solange sie wollten (teilweise 3 Kinder parallel)
  • Wir haben sie ausschließlich getragen (keinen Kinderwagen, Tragen nach Bedarf)
  • Es gab keine Windeln, sondern wir haben sie abgehalten.
  • Brei kochte ich auch nicht, sondern sie durften von Anfang an selber essen!
  • Strafen wie irgendwelche Verbote waren uns fremd.
  • In den Kindergarten gingen sie nur sporadisch bis gar nicht.
  • Und so weiter.



Im Jahr vor der Einschulung unseres Sohnes Moriz haben wir das erste Mal über Homeschooling geredet.
Meinem Lebensgefährten, selbst Lehrer, ging es nicht gut mit dem Gedanken an die Einschulung von unserem Sohn.
Unsere Kinder waren alle nur sporadisch im Kindergarten und eigentlich waren mit der Schulsituation unserer Tochter Lucy eher unglücklich.

Leider war ich als Mutter noch nicht bereit dafür, denn ich konnte es mir nicht vorstellen, meine Kinder nach Lehrplan zu unterrichten und den Unterricht dementsprechend vorzubereiten.
Also hab ich die Idee meines Lebensgefährten abgeblockt.

Im folgenden Jahr hat mich das Thema aber nicht mehr losgelassen.
Es war so als wäre ein Funke entzündet worden.

In diesem Schuljahr, ließ ich meine Tochter öfter mal zu Hause, wenn sie keine Lust auf Schule hatte oder diskutierte mit ihrer Lehrerin über die Sinnhaftigkeit von 30 oder 40 gleichartigen Matherechnungen.
Parallel dazu sah ich, wie mein äußerst motivierter Sohn binnen kürzester Zeit sowohl seinen Lerneifer verlor als auch seine Lebensfreude.

In dieser Zeit, die für uns alle besonders anstrengend war, weil all das Elend in der Schule so in unsere Familie überschwappte, haben wir jede Menge Lektüre gelesen  und im Netz geforscht und Weihnachten stand es fest.
Wir wollen unsere Kinder zu Hause lassen, sie aber nicht unterrichten!
Sie sollten frei und selbstbestimmt aufwachsen!

Um uns aber noch richtig zu informieren und unsere Meinung zu festigen haben wir sie das laufende Schuljahr noch zu Ende machen lassen.
Dieses 2.Halbjahr nutzen wir um uns über die rechtlichen Grundlagen zu informieren und was passieren könnte wenn und viele aber fanden wir auch noch!

Zu guter Letzt besuchten wir das Unschooling Celebration Camp am Bodensee!
Dort trafen wir viele liebe Familien, die einerseits ihre Kinder ohne Schule aufwachsen ließen und anderseits Familien, die vor der gleichen Entscheidung standen wie wir.

Nach diesem Treffen war es für uns beschlossene Sache!
Unsere Kinder sollen zu Hause bleiben und nach ihrem Gutdünken, nach ihrer Lust und Freude leben und lernen!

Ein einschneidender Tag war der 1.Schultag in unserem Freilerner Leben:

Direkt an unserem Hause führt eine Straße vorbei, die sehr viele Kinder als Schulweg nutzen und meine sahen am 1. Tag nach draußen als eine Horde Schulkinder da lang gingen  und fragten mich
„Dürfen wir wirklich zu Hause bleiben“
„Ja!“
Die Freude war sehr groß!
Oder als wir spazieren gingen und mein Sohn meinte:
„Bin ich froh, dass ich nie wieder in den Knast muss!“

Auch bei Schönwetter kam die Meldung:
„Herrlich, nun kann ich immer raus, wenn ich will und muss nicht in der Klasse sitzen!“

Das folgende erste Jahr als Freilerner verbrachten die Kinder in dem sie lange geschlafen, gelesen und gespielt haben.
Wir haben uns Jahreskarten für umliegende Ausflugsziele organisiert!
Haben Ausflüge gemacht und sind dann schwimmen gegangen, während andere in der Schule waren und konnten so fast leere Einrichtungen nutzen, wie Schwimmbad, Bibliothek, Zoo etc. .
Auch Wanderwege, Freizeitparks usw. sind während der regulären Schulzeit gänzlich leer und so angenehmer als während Wochenenden oder Ferien.
Sehr schnell haben wir bemerkt wie fremdbestimmt man durch den Schulbesuch seiner Kinder ist und wieviel Zeit auch die Kinder auf einmal haben.

Natürlich war es gerade am Anfang für mich als Mutter und Haushaltsmanagerin sehr anstrengend von meinem fremdbestimmten Tagesablauf, zu einem selbstbestimmten für alle erträglichen Lebenskonzept zu finden.

Gerade im ersten Freilerner Jahr ist man auch von Zweifeln geprägt, jede negative Situation unter den Kinder, jeder Streit wird hinterfragt, ob es wohl daran liegt, das sie zu viel Freiheit besitzen.

Wir als Eltern mussten und müssen noch uns ständig an der Nase fassen um sie nicht zu animieren etwas zu lernen, denn immerhin haben wir das System durchlaufen und tun uns ab und an schwer mit Themen wie Freiheit und Selbstbestimmung umzugehen.

Ehrlicherweise haben sie im ersten ¾ Jahr auch nichts gelernt was dem offiziellen Schullehrplan entspräche. Aber sie haben viel über sich selbst und ihren inneren Plan gelernt!
Diese erste Zeit brauchten sie einfach, um sich als Kinder zu finden, ihre Freiheit zu genießen und im richtigen Leben anzukommen.
Dennoch haben sie Ihre Externisten Prüfung bestanden und wir haben die Erfahrung gemacht, dass man mit Freundlichkeit und Ehrlichkeit sehr wohl gute Kompromisse finden kann, was die Prüfungssituation angeht.

Ab Mai dieses 1. Jahres bin ich mit den Kindern viel Zelten gegangen und wir haben tolle Menschen kennengelernt und eigentlich sind uns alle mit Wohlwollen begegnet.
Unter anderem waren wir in Italien, Kärnten, Wien, am Bodensee und 6 Wochen in Griechenland.
Unsere Kinder sind in dieser Zeit sehr selbstständig geworden und haben ihre Freiheit richtig genossen.
Jeder der ihnen begegnete hat sofort erkannt wie glücklich und zufrieden sie wirken und auch sind.


Mittlerweile befinden wir uns im 2. Freilerner Jahr (1.Klasse Volksschule, 3. Klasse Volksschule, 1.Klasse Neue Mittelschule)
Meine Kinder nehmen sich von alleine Lernmaterial wie Schulbücher, Montessori Material und arbeiten im Internet und mit verschiedenen Computerprogrammen.
Natürlich passiert das nicht immer zu regulären Schulzeiten und so kommt es durchaus vor, dass ein Kind, angetan von einem Thema schon morgens um 7.00 ein Referat vortragen möchte oder abends um 22.00 noch unbedingt etwas erklärt braucht. Auch das Interesse am Weltgeschehen hat immens zugenommen, so konnte unsere 10 jährige ihrer 15 jährigen Schwester(die gerade im letzten Pflichtschuljahr war) die Situation in der Ukraine erklären.

Unsere Diskussion-und Streitkultur hat sich verbessert und wir sehen uns nicht mehr als klassische Eltern sondern vielmehr als Begleiter unserer Kinder.
Wir sind als Familie zusammengewachsen und können mehr voneinander annehmen und lernen als zuvor.

Als Eltern plagen uns nun seltener Zweifel und Ängste, weil wir einfach gemerkt haben wie glücklich, ausgeglichen und zufrieden unsere Bande ist.
Manchmal hadere ich mit mir, denn bei unserer Großfamilie ist es so das wir nun wirklich 24h am tag zusammen sind und rund um die Uhr Interaktion zeitweise sehr anstrengend ist.

Mittlerweile wüssten wir keinen Grund, warum unsere Kinder in Schule oder Kindergarten, warum sie überhaupt an einem Ort sein sollten den sie nicht selbst ausgesucht haben oder ihre Zeit mit Menschen verbringen sollen, die sie nicht mögen.

Wir wissen auch nicht wie lange unsere Kinder die Externisten Prüfungen mitmachen möchten, sollte aber einmal ein Punkt kommen, an dem sie sich nicht mehr dieser Schubladisierung aussetzen möchten, werden wir auch diesen Weg beschreiten.



Neustart

Hallo lieber Leser/liebe Leserin!

Um meine Blogeinträge regelmäßig, auch von unterwegs, erstellen zu können, habe ich mich entschlossen diese Plattform zu nutzen.

Ich will anderen Menschen Mut machen ebenso ihren Weg zu gehen und auch zeigen, dass ein Leben mit Kindern sehr bereichernd und erfüllend sein kann.

Wenn du magst, lies unter www.ohnewindel.at/blog meine älteren Beiträge nach.
Viel Spaß beim Lesen und natürlich kommentieren!
Deine
Susanne