Dienstag, 23. Dezember 2014

Gott kommt zu Besuch...

Gott zu Besuch 1:

Ein Mann erfuhr, dass Gott zu ihm kommen wollte. Da wurde er schrecklich nervös.

„Zu mir?" rief er. „In mein Haus?"

Und er rannte in alle Zimmer, er lief die Treppen rauf und runter, er kletterte zum Dachboden hinauf, er stieg in den Keller hinab – und sah sein Haus mit anderen Augen.

„Unmöglich!" jammerte er. „In diesem Dreckstall kann ich keinen Besuch empfangen, schon gar nicht Gott! Alles voller Gerümpel. Kein Platz zum Ausruhen. Keine Luft zum Atmen."

Also riss er alle Fenster und Türen auf und rief hinaus: „Brüder, Freunde, Leute! Helft mir aufräumen – irgendjemand, bitte! Aber schnell!"

Er macht sich sofort daran, sein Haus zu putzen. Durch die dicken Staubwolken sah er, dass ihm tatsächlich jemand zu Hilfe gekommen war, worüber der Mann mehr als dankbar war. Sie schleppten gemeinsam das Gerümpel hinter das Haus, schlugen es klein und verbrannten es. Sie schrubbten die Treppen und Böden. Sie brauchten viele Kübel Wasser, um die Fenster zu putzen. Und noch immer klebte der Dreck an allen Ecken und Enden.

„Das schaffen wir nie!" schnaufte der Mann.

„Doch, das schaffen wir." sagte der andere.

Sie plagten sich den ganzen Tag. Und tatsächlich waren sie spät am Abend fertig. Sie gingen in die Küche und der Mann deckte den Tisch.

„So" sagte er, „jetzt kann er kommen, mein Besuch! Jetzt kann Gott kommen. Wo er nur bleibt?"

„Aber ich bin ja da." sagte der andere und setzte sich an den Tisch. „Komm, und iss mit mir."

GOTT ZU BESUCH 2
s war einmal eine alte Frau, der hatte der liebe Gott fest versprochen, sie zu besuchen. Darauf war sie nun natürlich nicht wenig stolz. Sie scheuerte und putzte, backte und tischte auf. Und dann fing sie an, auf den lieben Gott zu warten.

Auf einmal klopfte es an die Tür. Geschwind öffnete die Alte, aber als sie sah, dass draußen nur ein armer Bettler stand, sagte sie:
»Nein, in Gottes Namen, geh heute deiner Wege! Ich warte eben gerade auf den lieben Gott, ich kann dich nicht aufnehmen!«

Und damit ließ sie den Bettler gehen und warf die Tür hinter ihm zu.
Nach einer Weile klopfte es von neuem. Die Alte öffnete diesmal noch geschwinder als beim ersten Mal. Aber wen sah sie draußen stehen? Nur einen armen alten Mann.
»Ich warte heute auf den lieben Gott. Wahrhaftig, ich kann mich nicht um dich kümmern!« Sprach's und machte dem Alten die Tür vor der Nase zu.
Abermals eine Weile später klopfte es von neuem an die Tür. Doch als die Alte öffnete - wer stand da schon wieder ein zerlumpter und hungriger Bettler, der sie inständig um ein wenig Brot und um ein Dach über dem Kopf für die Nacht bat.
»Ach, lass mich in Ruhe! Ich warte auf den lieben Gott! Ich kann dich nicht bei mir aufnehmen!« Und der Bettler musste weiterwandern und die Alte fing aufs Neue an zu warten.

Die Zeit ging hin, Stunde um Stunde. Es ging schon auf den Abend zu, und immer noch war der liebe Gott nicht zu sehen. Die Alte wurde immer bekümmerter. Wo mochte der liebe Gott geblieben sein? Zu guter Letzt musste sie betrübt zu Bett gehen.

Bald schlief sie ein. Im Traum aber erschien ihr der liebe Gott. Er sprach zu ihr: »Dreimal habe ich Dich aufgesucht und dreimal hast Du mich hinausgewiesen!«

Von diesem Tage an nehmen jene, die von dieser Geschichte erfahren haben, alle auf, die zu ihnen kommen. Denn wie wollen sie wissen, wer es ist, der zu ihnen kommt? Wer wollte denn gern den lieben Gott von sich weisen?


In diesem Sinne alles Liebe!



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